Worum es geht? München will „Raus aus der Steinkohle“
Vielen Münchner:innen war nicht bekannt, dass die Stadtwerke München das Heizkraftwerk „HKW München Nord Block 2“ noch bis 2035 mit Steinkohle betreiben wollen. Daher haben am 5. November 2017 mit deutlicher Mehrheit die Münchner:innen für den Kohleausstief gestimmt.
Denn: München wird zu über 40 % mit klimaschädlichem Kohlestrom und Kohlewärme versorgt.
Die folgenden Tatsachen belegen, dass dies unverantwortlich ist und der schnellstmögliche Ausstieg aus der Kohleverbrennung bis spätestens 2022 notwendig und zudem durchaus machbar ist:
Klimakiller Nr. 1
Das Steinkohlekraftwerk ist der Klimakiller Nr. 1 in München.
Es emittiert 17% der CO₂-Emissionen Münchens und damit mehr als alle Autos und LKWs in München zusammen. Diese entstehen bei der Verbrennung von 800.000 t Steinkohle pro Jahr bzw. 1,5 t pro Minute! Dabei oxidiert der Kohlenstoff zur 2,7 fachen Menge an CO₂.
Quellen:
- Emissionsdaten des HKW Nord, Umweltbundesamt
- Fakten zum HKW (S.15 bzgl. der Menge)
- Anteil des Verkehrs am CO₂ Münchens: Klimaschutzbericht der LH München (S. 29)
Steinkohle ist ein finanzielles Risiko
Das Steinkohlekraftwerk ist ein großes finanzielles Risiko für München. Sobald die CO₂-Emissionspreise steigen oder ein Kohleausstiegsgesetz beschlossen wird, drohen den SWM erhebliche Belastungen in Millionenhöhe.
Ein Beispiel? E.on verbucht Rekordverlust von 7 Milliarden Euro (siehe Spiegel Online)
Der vorzeitige Ausstieg ist möglich
Laut SWM ist die Fernwärmeversorgung bei vorzeitiger Abschaltung gewährleistet. Der Ausstieg bis 2022 lässt den SWM genug Zeit, um die Alternativen umzusetzen (s. SWM/Öko-Institut Gutachten (1)).
Ebenso wurde in der Energiekommission der LH München vom extern gewählten Energieexperten Dr. Helmut Paschlau ein Ausstiegskonzept bis 2022 vorgelegt, welches nach seiner Aussage weder angezweifelt noch wiederlegt wurde.
(1) SWM/Öko-Institut Gutachten (Im Herbst 2016 wurde dabei erneut nach 2014 die Realisierbarkeit bis 2020 bestätigt – siehe S.3, 5. Absatz)
Wir gehen davon aus, dass selbst die weiteren Reserveheizwerke dazu nicht nötig wären, sofern die SWM die Wärmekapazitäten von anderen Produzenten in ihr Netz zulassen.
100% regenerativ durch Geothermie
München kann sich durch die Lage im für Geothermie geeigneten Gebiet bis zu 100% regenerativ versorgen. Der von den SWM geplante Umstieg auf Geothermie und die Umstellung des Fernwärmenetzes auf Heißwasserbetrieb muss beschleunigt werden. Pro Jahr ist mindestens eine Geothermieanlage realisierbar (s. Auskunft SWM).
Das Münchner Umland hat schon lange die Potentiale erkannt:
Weiterführende Links:
- Potentiale für tiefe Geothermie
- Bisherige Geothermie-Anlagen der SWM
- Karten zu Erneuerbaren Energien
- Umstieg auf Heißwasserbetrieb (sagen die SWM bereits seit 2007, S.8)
Günstig CO₂ einsparen
Die Abschaltung des Steinkohlekraftwerks ist die mit Abstand günstigste CO₂-Einsparmaßnahme für die Münchner Bürgerschaft.
Weiterführende Link:
- Vergleich zum Klimaschutzprogramm der LH München
Quecksilber
Bei der Steinkohleverbrennung wird hochgiftiges Quecksilber freigesetzt, das von Mensch und Tier aufgenommen wird. Das Kraftwerk überschreitet die Grenzwerte nicht, da diese von der Kraftwerks-Lobby arrangiert wurden und deutlich über denen z.B. der USA liegen.
Weiterführende Links:
- SWM-Emissionsdaten der Kohle
- Artikel zu Quecksilber in der ZEIT
- BR „quer“ zu Quecksilber in bayrischen Fischen
- ZDF „Frontal21“ Doku zu Quecksilber (Min. 4:30 sehr spannend)
Das Klima retten
Wenn wir den weltweiten Klimaschutz JETZT nicht ernst nehmen, werden die zu erwartenden Naturkatastrophen und Hungersnöte mehrere Hundert Millionen Menschen ihrer Lebensgrundlage berauben. Wir machen sie damit zu „Klimaflüchtlingen“. (s. Bericht der UN und IOM)
Weiterführende Links:
- Interview des BR (29.11.2015)
- International Organization for Migration: Migration and Climate Change
- Greenpeace, 2007: Studie: Klimaflüchtlinge – die verleugnete Katastrophe
- FAZ: Die Klimaflüchtlinge kommen
- ZDF Doku: Flucht vor dem Klimawandel
Import von Steinkohle ist problematisch
Der Steinkohleabbau zieht weltweit massive Naturzerstörung und Menschenrechtsverletzungen nach sich. In München wird ausschließlich importierte Kohle verbrannt.
Quellen:
- SWM Kohleimporte akt. (am Ende der Seite)
- SWM Kohlebezug seit 1990
Mehr dazu:
- Der Fall Kolumbien (Informationen über Steinkohleraubbau)
Infotermine:
- 21.04.2016 Russlands Kohle für Deutschland auf den Rücken der Schoren
Steinkohle – eine Dinosauriertechnologie
Bei der Umstellung auf erneuerbare Energien sind zum Ausgleich von Schwankungen im Energieverbrauch flexibel arbeitende Kraftwerke notwendig. Steinkohlekraftwerke sind sehr unflexibel. Ihre Leistung kann nur sehr langsam hoch- und wieder heruntergefahren werden. Die Stadtwerke München tun gut daran, ihren Kraftwerksbestand schnellstens zukunftstauglich zu machen (z.B. mit Geothermie, Photovoltaik, Power-to-Gas).